Unbekanntes ist generell nichts, womit vernünftige Menschen im Regelfall ganz frei und unbeschwert umgehen können. Das ist das Vorrecht der Jugend, aber mit zunehmender Erfahrung wird man eben auch umsichtiger. Relevant dabei ist es, die Balance zwischen unbedachter Unbeschwertheit und verbohrten Angstzuständen zu finden.
Im Regelfall reduzieren sich Bedenken, wenn man das Unbekannte bekannter macht. Wenn man selbst erkennen kann, was dahintersteckt und worum es geht. Genau Gleiches gilt für Technologien oder Cloud Services. Das Problem dabei ist, dass es recht kompliziert ist, sich dieses Bild zu machen. So einfach die Nutzung dieser neuen Services ist, so differenziert und thematisch vielseitig ist deren Beurteilung und Bewertung. Oder anders gesagt: Es braucht eine ordentliche Portion neuen Know-hows, um dies leisten zu können.
Selbst die erste Stufe – nämlich Transparenz zu erhalten, mit wem man denn überhaupt ins Geschäft kommt, wenn man ein Cloud Service bezieht – ist eine Herausforderung. Weitere Fragen wie wer erbringt das Service, wo, in welcher Qualität, mit welchem Vertrag, in welchem Rechenzentrum, mit welchen Daten etc. sind nochmals komplexer zu beantworten.
Dem Laien hilft in allen solchen technologischen Fragen seit jeher das technische Zertifikat, das „Pickerl“, weiter. Mit ihm auf der Windschutzscheibe des Autos vertrauen wir auf die Funktionsfähigkeit des Gefährts. Aber in Unternehmen muss es in Zukunft Mitarbeiter geben, die diese Dinge selbst prüfen und bewerten können. Vom Einkauf über Rechtsabteilung, Fachabteilung und IT – alle zusammen müssen letztlich ihr Okay geben und eine fundierte Aussage treffen können, ob ein Service das richtige ist oder nicht.
Das sind die 160.000 IT-SpezialistInnen, die laut Günther Oettinger in der EU jetzt schon fehlen. Und es werden noch mehr werden. Und diese MitarbeiterInnen werden gut bezahlt werden, denn sie sind rar. Know-how-Aufbau ist „key“ für jedes Unternehmen, das modern Informations- und Kommunikationsmedien nutzen möchte. Statt selbst zu installieren und upzudaten, erhalten Qualitäts-, Schnittstellen- und Vertragsmanagement höhere Bedeutung. Wer es verabsäumt, dieses Know-how aufzubauen, wird sich weiterhin mit unbekanntem konfrontiert sehen und weiter fürchten.
Autor: Dr. Tobias Höllwarth
Vorstand EuroCloud Austria,
Partner Sourcing International
Wien, 04.09.2016