Die „Cloud“ ist eine Metapher für ein ganzes Sammelsurium an Hard- und Software, das von NutzerInnen nicht mehr selbst betrieben, sondern angemietet wird. Was zunächst unspektakulär klingt, ist für Cloud-Experten wie Tobias Höllwarth die „dritte industrielle Revolution“.
Was ist so spektakulär an dieser Entwicklung?
Es sind die neuen Geschäftsmodelle, die sich aus der Kombination von Cloud Computing, Social Media, Analytics und Mobility ergeben. Diese verändern nicht nur die IT, sondern das gesamte Geschäftsgebaren und Kommunikationsverhalten, und das branchenunabhängig.
Wo liegen die Vorteile von Cloud Systemen?
Ich muss EDV-Plattformen, Datenbanken und Software nicht mehr selbst produzieren und bereitstellen, sondern miete sie immer dann, wenn ich sie brauche. Ich kann damit auf Leistungen zugreifen, die ich selbst nie in diesem Umfang und dieser Qualität herstellen könnte.
Warum bietet die Cloud gerade für mittelständische Unternehmen Chancen?
Diese Firmen haben häufig weder das Know-how noch die technischen Möglichkeiten, umfangreiche und komplexe IT-Systeme aufzubauen sowie sie sicher und stabil zu betreiben. IT-Leistungen aus der Cloud flexibel abrufen, rasch große Rechen- und Speicherleistungen nutzen, aber bei geringerem Bedarf auch wieder zurückgeben zu können, ist dann enorm nützlich.
Wird in Zukunft alles über die Cloud laufen?
IT wird eine Kombination aus eigener Infrastruktur, Outsourcing und Cloud Services sein, sprich: eine hybride IT-Welt. Cloud-Services passen nicht überall, weder technisch noch kommerziell, gewinnen aber zunehmend an Bedeutung. Wer sich an diese Veränderung schnell anpasst, wird Wettbewerbsvorteile nützen können.
Wie kann ich Cloud einsetzen?
Das hängt vom jeweiligen Unternehmen und dem Anwendungsfall ab. Wirklich spannend wird es dann, wenn mit der Cloud Kommunikations-, Produktions- oder Vertriebsprozesse modernisiert werden. Davon profitieren auch ganz traditionelle mittelständische Betriebe.
Wie sieht es mit den Kosten von der Cloud aus?
Auf Services aus der Cloud zurückzugreifen, ist oft günstiger als sie selbst herzustellen: E-Mail zum Beispiel. Cloud sollte aber nicht ausschließlich als Ersatzinvestition gesehen werden. Es bietet sich auch an, neue, zusätzliche Services zu nutzen. Zum Beispiel Kundenbeziehungen mit einem CRM-Tool zu managen. Ohne das Tool war das vorher zwar günstiger, längerfristig kann sich das dann aber durchaus rechnen.
Wie verändert die Cloud unser Arbeiten?
Radikal. Die Frage, wo meine Daten sind und welches Endgerät ich benutze, wird zunehmend uninteressant. Entscheidend ist wie man Informationen gut aufbereiten, effizient verteilen, einfach und überall abrufbar gestalten und schnell verfügbar machen kann. Komplexe Aufgaben lassen sich so, wenn notwendig, auch abseits des Arbeitsplatzes bearbeiten.
Sind Daten in der Cloud wirklich sicher?
Die größten Risiken für Unternehmen liegen nicht in der Cloud, sondern im Unternehmen selber. Schwachstellen im System sind meist die mobilen Endgeräte. Manchmal ist es sicherer, Infrastruktur aus der Cloud zu beziehen, als sie selbst zur Verfügung zu stellen. Man sollte Zertifikate wie EuroCloud-Staraudit verlangen, die die Vertrauenswürdigkeit eines Service ausweisen.
Was muss ich wissen, um eine Cloud zu betreiben?
Jedes Unternehmen braucht intern Mitarbeiter mit einem Grundverständnis über die Cloud und deren technische, rechtliche und vertragliche Grundlagen. Das ist besonders bei mittelständischen Unternehmen ohne IT-Abteilungen wichtig. Mit meinem Buch „Cloud-Migration“ kann man sich an einem Wochenende einen Überblick verschaffen, und für die ersten Schritte in die Cloud lässt man sich am besten von einem Experten beraten.
Wie ist der Status quo von Cloud in Österreich?
Österreich hinkt bereits deutlich hinterher, aber es macht sich ein Klimawandel bemerkbar. Große Organisationen, wie die Stadt Wien, die Post und die Bundesbahnen, denken bereits sehr progressiv und werden die neuen Möglichkeiten effizient nutzen. IT – und damit auch Cloud – stellt einen enorm wichtigen Faktor für die mögliche Wertschöpfung an einem Wirtschaftsstandort dar.
09-2014 WERNER STURMBERGER, redaktion.at@mediaplanet.com
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